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Tlahui-Medic. No. 25, I/2008
Temazcalli –
heilende Schweißperlen nach altmexikanischer Tradition
Diplomado de Tlahui-Educa
Temazcal y
Medicina Tradicional Mexicana
Estudiante: Tochtletl Uwe Jürgens
Tenerife, Canarias, España, Septiembre
del 2007
Dank Aufzeichnungen wissen wir heute von chirugischen Eingriffen zu Zeit 3
Tausend vor Christi, auch um das Heilen mittels erhöhter Temperaturen wussten
Inder und Ägypter laut erhaltener Papyrusaufschriften. Steinerne Zeugen
hinterließ die Mayakultur in ihren Ruinen. Wissen und Anwendungen von
Heilkräutern sind weiter zurückzudatieren und nicht zuletzt wird Hipocrates aus
der griechischen Blütezeit immer noch als der Ur-Vater unserer heutigen Medizin
geachtet. Heilung im Verlauf der Zeit war Wandlungen unterworfen, passte sich
stets an, an die Lebensumstände, den Lebensrhythmus und den Lebensraum, die
Kultur und ihre Religion, an die Viren und Epidemien, ein steter Prozess des
Überlebens. Heute praktizieren wir aufwendige chemische Analysen in den
Laboratorien, können einen Körper mit modernster Technologie in Scheiben scannen
und erzeugen hervorragende medizinische Präparate, Auszüge aktiver Substanzen
der Heilkräuter in neuer Komposition. In den hoch entwickelten Industrienationen
wenden sich jedoch Patienten vom Know How ab, auf der Suche nach alternativen
Behandlungen. Ist das Vertrauen in die Technologie erschüttert oder vielleicht
auch nur erschöpft, dabei ist sie erst einige Stunden alt. Die Schlagwörter in
Genesungsprozessen sind Naturheilpraxis, Homöopathie, Hypnose, Bioresonanz,
chinesische Medizin und Akupunktur, Familienaufstellungen nach Hellinger mit
Wurzeln in afrikanischen Traditionen, Ayurveda aus Indien oder auch
schamanistische Zeremonien aus amerikanischen Indianerreservaten. Auf der Suche
nach einer ganzheitlichen Behandlung findet eine Rückbesinnung statt, die Suche
führt uns in Kulturkreise, die wir als primitiv bezeichnen, nicht werten und als
unterentwickelt ansehen oder uns weit zurück in die Vergangenheit führt. Ist das
die Renaissance traditioneller Heilmethoden, ihre Integration oder nur als
geduldeter und begleitender Aspekt für alle hoffnungslosen Fälle der
Schulmedizin?
Tatsache ist, dass der Mensch selbst in seiner Materie, Struktur, Prozessen,
Denkvermögen und in seiner Energie, wenn auch sich stets anpassend, immer noch
dem Urahnen gleicht. Trotz des rapiden Wandels bleiben wir Warmblüter, ernähren
uns, verdauen und scheiden Stoffe aus, reagieren auf eine Vielfalt von
Stimulationen, benötigen Luft zum Atmen, Schlaf zum Regenerieren, Wasser zur
Hydration und Nährstoffe für biochemische Abläufe im Organismus. Reagieren auf
Interaktion in unserem sozialen und ökologischem Umfeld, damit auch eingebunden
in einen weit grösseren Einfluss, dessen wir nicht bewusst sind, den kosmischen
Energien. Um nicht nur mit den Füssen auf der Erde zu bleiben, sind wir ein
einzigartiges Wunderwerk der Natur, eine komplexe Einheit, die aus mehr als zwei
Drittel Wasser besteht, strukturiert durch ein Skelett, mit Versorgungsnetzen
wie Blut-, Nervensystem und Meridiane, jede Zelle gespickt mit Information über
Erbmasse und Erlebtem und Kommandozentralen und Energiezentren die sich
gegenseitig beeinflussen. Das alles eingepackt in Muskelfasern und einer Haut
die den ganzen Körper umspannt und nicht nur in steter Kommunikation innen und
aussen verbindet, sondern auch bei der Steuerung unserer Temperatur behilflich
ist. Das Ganze eingebettet in einem strahlendem Energiefeld, einigen als Aura
geläufig, und neuerdings vage und mit Vorsicht tasten wir uns weiter vor, oder
besser gesagt zurück zu den Wurzeln. Von Eingeborenen stets gefeiert und geehrt,
während wir uns seit den Hexenverbrennungen von unserer Spiritualität losgesagt
haben. Den Körper lassen wir von Ärzten behandeln, unseren Verstand vom
Psychiater, die Seele tragen wir in die Kirche und einen Geist (Spirit) haben
wir erst gar nicht. Ein Konzept, das sich unserer Realität entzieht, doch wir
sind erwacht und begehren unsere Einheit zurück, analysierend haben wir uns in
der Tiefe von Details forschend verloren und oft den Wald vor lauter Bäumen
nicht gesehen. Jetzt erscheint in den Regalen der Buchhandlung immer mehr
esoterische Literatur, es werden Seminare und Kurse angeboten, und die Industrie
steht Bei Fuss, um den Trend und das Business nicht zu verschlafen.
Dabei ist die Heilung und Union in unserer Einheit mit uns selbst stets unter
uns, und das seit der Entdeckung und Bändigung des Feuers. Weit verbreitet über
den ganzen Planeten unter verschiedenen Namen, variierend in Anwendung und
transformiert durch den individuellen Bedarf jedes Kulturkreises reinigt und
harmonisiert sich der Mensch nicht nur mit Wasser. Die Römer nannten es Thermae,
in Finnland Löyly, bei uns bekannt als Sauna, bei den Russen ist es das Bania,
in Japan Sentoo, in der Türkei und Afrika Hammam, bei den nordamerikanischen
Indianern Inipi oder auch Sweat Lodge und in Mexiko heute bekannt als
Temazcalli. Während in den westlichen Industrieländern die Sauna und das
türkische Dampfbad Einzug in die Kurzentren, Hotels so wie in die privaten
Haushalte vornahm wurden die Sweat Lodge und das Temazcalli über Jahrhunderte
versteckt oder geheim abgehalten, da seine Ausübung der christlichen Religion
nicht konform war. Die Angelsachsen im Norden ignorierten die Aktivitäten der
Indianer in ihren Reservaten, so konnten diese den zeremoniellen Teil der
Schwitzhütte konservieren. Auch heute noch schwitzen sie unter ihres Gleichen
und lassen kein Bleichgesicht zu. Während die Spanier im Süden durch ihre
Missionsarbeit starken Einfluss auf das Denken und die Philosophie der
Einheimischen ausübten, verpflichteten sie, den katholischen Glauben anzunehmen.
Das führte auch in vielen Bereichen der Medizin zu Fusionen mit der spanisch
arabischen Heilkunde, und der Austausch war sehr rege. Die Mexikaner hatten ein
enormes medizinisches und therapeutisches Wissen, nicht zuletzt durch ihre
reiche Pflanzenkunde. Doch der zeremonielle Teil, basierend in ihrer Kosmovision
und Wissen um Funktion des Medizinrades, verblasste im Verlauf der Zeit. Nur
wenige Eingeweihte konnten die Weisheiten der Ahnen in der immer mehr
zerfallenden Kultur erhalten. Das Temazcalli geriet Mitte des letzten
Jahrhunderts fast in Vergessenheit und wurde vor wenigen Jahren wiederbelebt.
Heiler und Gruppen, die preispanische Tradition pflegen, besinnen sich stolz auf
ihre Wurzeln und haben Therapie und Ritual zu neuer Blüte gebracht. Nun hält die
mexikanische Schwitzhütte derzeit auch euphorisch Einzug in die Hotels als
Touristenattraktion.
Doch das Temazcalli ist mehr als nur eine Sauna oder folkloristisches Spektakel.
Zuerst möchte ich das Wort aus dem Nahuatl übersetzen. Ähnlich wie im Deutsch
gibt es die zusammengesetzten Substantive. Zerlegen wir zuerst das Wort in seine
Bestandteile. Die grobe Version ist folgende; Temaz - Dampf und Calli - Haus,
was sich als Dampfhaus übersetzen lässt. Eine weitere Version führt zu einem
tieferem Einblick, Te ist Wortteil von Tetl - Stein, Maz ist Wortteil von Maztle
- Lendenschurz, und Calli – Haus, was zusammengefügt Steinlendenschurzhaus heißt.
Den Spaniern entging die Komplexität der poetischen Sprache Nahuatl, die sich
über mehr als 3 Ebenen ausdrückt und simultan interpretieren lässt. So folgen
der wörtlichen die metaphorische und die philosophische Übersetzung. Demzufolge
ist die metaphorische Deutung vom Stein Urwissen und Vibration der Erdentstehung,
Lendenschurz ist der Schutz des Geschlechtsteils und Samens oder Eizelle, und
das Haus ist Zentrum der persönlichen Aktivitäten und Ort der Regeneration und
Ernährung. Somit erreichen wir die philosophische Ebene, die zusammenfassend das
Zentrum des Wissens um die DNA beschreibt, die DNA-Kernvibration. Wir können
also das Temazcalli schlicht als Dampfhaus übersetzen oder aber korrekterweise
als Kernvibratorium. Diese Beschreibung deckt sich mit der Betrachtungsweise der
Tradition, den Schamanen und einfachen Dorfbewohnern, die das Temazcalli als
Gebärmutter oder auch als Bauch der Mutter Erde sehen und den Prozess, dem sie
sich in ihm unterwerfen, als Wiedergeburt betrachten. Eine Wiedergeburt die
zugleich die Erneuerung des Gleichgewichts und der Harmonie ihrer Gesundheit ist.
Abgesehen davon diente es in den alten Tagen den Hebammen, eine Geburt
vorzubereiten, durchzuführen sowie für die Nachbehandlungen. Sportler bedienten
sich der Anwendung vor dem Wettkampf und der Ältestenrat hielt wichtige
Unterredungen darin ab. Die Bauern reinigten sich täglich im Temazcalli, und die
Heiler realisierten wichtige Zeremonien vor und nach festlichen Anlässen oder
nutzten seine heilende Wirkung.
Was kann denn so eine Behandlung bewirken? Sie aktiviert den Blutkreislauf,
stärkt und reinigt Haut und Haar, filtert Atemwege, entgiftet, wirkt reinigend
auf den Magen- und Darmtrakt, löst Muskelverspannung und -schmerzen, dringt bis
in die Knochen vor, bei Rheuma, Arthrose und Arthritis, stärkt die Abwehrkräfte
und hilft bei Wundheilung, erleichternd bei Menstruationsproblemen, aktiviert
Muttermilchdrüsen, entspannt das Nervensystem und löst emotionale Blockaden.
Nicht zu empfehlen für Personen mit überhöhtem oder sehr niedrigem Blutdruck,
bei Herzproblemen, Diabetes oder Virenerkrankungen, unter Alkohol- oder
Drogenkonsum sowie bei starker Medikation, die Wahrnehmung beeinträchtigen. Die
Form eines Temazcalli variiert je nach Landstrich, kultureller Gruppe oder
Nutzungsbedarf. Das gängige Erscheinungsbild in Mexiko ist ein Stein- oder
Lehmhaus, das einem großen Brotofen gleicht. Es gibt eckige und runde, mit
Kuppel oder mit Spitzdach, quadratisch oder nur eine leichte Zeltkonstruktion,
die mit Decken und einer Plastikplane abgedichtet wird. An den Schwitzraum aus
Stein ist ein Kamin gebaut, den eine Wand aus porösem Vulkanstein trennt, diese
werden erhitzt. Oder in einem separaten Feuer werden die Steine zum Glühen
gebracht die man dann in den Schwitzraum einbringt. Alle Vorgänge haben einen
symbolischen Hintergrund, die mit zur Heilung beitragen. Die Rituale haben eine
logische Erklärung, womit wir beim Ablauf sind. Vielerorts wird ein Ritual mit
Religion oder Sekte gleichgesetzt, ein Ritual ist eine Abhandlung oder Ablauf
mit Bedeutung und Nutzen im Einverständnis aller Beteiligten oder einer
kulturellen Gruppe. So wie das Zähneputzen nach dem Aufwachen zur eigenen Pflege
dient und damit wir unseren Nächsten nicht mit schlechtem Mundgeruch begrüßen.
Ein weiteres uns bekanntes Ritual ist der Respekt, zur Begrüßung die Hand zu
geben und zu schütteln, in Grönland ist es das Nasereiben, ob man sich auch
riechen kann. Das Temazcalli hat zwei grundlegende Rituale. Das erste ist die
Harmonisierung vor dem Eintreten durch den Rauch von Copalharz, das in einem
Gefäß verbrannt wird, eine andere Form der Begrüßung. Den aromatischen Düften
wird nachgesagt, dass sie das magnetische Umfeld einer Person neutralisieren,
womit sich zugleich die Bedeutung erklärt. Die eintretenden Personen werden alle
auf die gleiche oder annähernd simultane Schwingungsebene gebracht, nicht nur
damit sie sich besser riechen können. Das zweite Ritual ist das Anrufen der vier
Himmelsrichtungen, dem Kosmos und der Erde. Dieser Vorgang kann vor dem
Eintreten oder auch im Inneren stattfinden. Der Zweck ist die Orientierung, wo
befinde ich mich in Zeit und Raum. Wir erinnern uns an den eigenen Kompass in
uns und beziehen Position. Bei Einschlagen einer Richtung ist es das Bewusstsein
um Klarheit, die Anfang jeder Heilung und jeden Weges ist, und dies funktioniert
auch ohne Satelliten-Navigations-System. Dasselbe Ritual wird zum Ende
wiederholt, um den Kreis und Prozess abzuschließen. Das Eintreten in den
Schwitzraum findet in einer Reihenfolge und Ordnung statt und die Gruppe bildet
im Inneren einen Kreis.
Bei integriertem Kamin empfängt uns dieser Raum mit seiner vollen Hitze wie bei
einer Sauna, werden jedoch die glühenden Steine eingebracht, erhitzt sich der
Raum nach und nach und wird in seiner Intensität während des Ablaufes gesteuert.
Dieses erfolgt durch Nachlegen heißer Steine auf Anforderung der
verantwortlichen Person. Der große Unterschied zur Sauna liegt darin, dass die
Behandlung angeleitet wird, den Bedürfnissen entsprechend werden Heilkräuter
verwendet, und zudem basiert die Therapie auf einer Gruppendynamik. Der Leiter,
Curandero oder Temazcalero genannt, ist eingewiesen in die Philosophie, die
Kosmovision, die Grundlage der Behandlung bildet. Diese beruht auf einer
ganzheitlichen Heilung, des physischen, psychischen, emotionalen und
spirituellen Körpers. Als Basis dienen die Thermotherapie, Hydrotherapie,
Fitotherapie und Psychotherapie. Diese finden Erweiterungen je nach Bedarf der
zu behandelnden Patienten. So werden Massage, Meditation, Aromatherapie,
Magnettherapie, Farbtherapie, Musiktherapie, Bejahungen in Bittgebeten bis hin
zu provozierten Visionen angewendet. Den Ablauf bestimmt der Temazcalero, so wie
auch die Dauer der Therapie, im Regelfall um eine Stunde. In dieser Zeit
penetriert die Hitze den Körper bis aufs Knochenmark und kann im Inneren eine
Temperatur bis zu 40°C erzeugen. Alle physischen Prozesse erfolgen mit erhöhter
Frequenz, während die mentale Aufmerksamkeit sich auf die geleitete Aktivität
der Gruppe konzentriert. Durch diese Dynamik erhält die Psyche Unterstützung
durch Anwesende und den Leiter, kann sich auf die Heilung fokussieren und somit
den Kollapspunkt erreichen, der eine emotionale Ausschüttung zur Folge hat. Der
spirituelle Teil der Arbeit lässt sich weder mit Worten beschreiben noch
erklären und bleibt stets eine ganz individuelle Erfahrung des Einzelnen oder
auch der ganzen Gruppe. Die entspannten Gesichter und glänzenden Augen nach dem
Temazcalli sprechen für sich, die Stunde verfliegt im Nu, und viele glauben, es
wäre nur eine Halbe gewesen. Der Gang ist beschwingt und leicht, als wäre man
selbst eine Feder, denn dem Körper ist, als wäre er 5 Kilometer gelaufen, nur
halt im Sitzen und entspannt. Sicherlich hat man auch ein bis zwei Kilo
Körpergewicht auf dem Weg gelassen. Dementsprechend fühlt man die wohlige
Erschöpfung, die jeder durch die starken ganzheitlichen Prozesse unter erhöhter
Temperatur erfahren hat.
Was passiert denn in diesem Prozess? Ja, wir Weißen haben immer Fragen über
Fragen und erwarten logische Erklärungen, die unsere Erfahrung und Realität
bestätigen kann. Somit werde ich auch nur soweit gehen und allen Interessierten
ans Herz legen, dass sie es ihren persönlichen Beobachtungen überlassen, ohne
Wertung und Voreingenommenheit an solch einer Erfahrung teilzunehmen. Im
Temazcalli wird mit den vier Ur-Elementen gearbeitet, Feuer, Erde, Wasser und
Luft. Diese stehen in Verbindung mit unseren vier Körpern, dem physischen, dem
mentalen, dem emotionalen und den spirituellen Teilen und verbinden uns unter
anderem auch mit den vier Aggregatzuständen, stellen also somit Stofflichkeit
und Essenz während der Arbeit dar. In Anwendung und vereinfacht erklärt stellt
der physische Teil Materie dar und symbolisiert die Erde. Das Wasser sind all
die flüssigen Substanzen in unserem Körper, in erster Linie unser Blut und hat
die Referenz der Emotionen. Dem mentalen Bereich ordnen wir die Luft zu, die
Atmung die Art und Weise unseres Denkens steuert. Das Feuer stellt letztendlich
unseren spirituellen Teil dar, dem wir am wenigsten Aufmerksamkeit schenken und
der doch so delikat ist, nämlich unsere Körpertemperatur. Da wir Warmblüter sind
reguliert unser Körper die Kerntemperatur stets auf optimale 36,5°C. Abgesehen
von mentalem oder emotionalem Stress reagiert unser Körper auch auf äußere
Temperaturschwankungen. Bei Kälte zittern wir, womit die Muskulatur Wärme
erzeugt, bei Hitze kühlt der Schweiß über Verdunstung auf der Oberfläche den
Organismus. Da im Temazcalli Aufgüsse gemacht werden, wird dieses Kühlsystem
außer Funktion gesetzt. Die Haut dehnt sich aus, Herz, Arterien und Gefäße
erweitern sich, das Blut wird mit erhöhtem Druck durch die Venen gepumpt. Durch
die offenen Poren verwandelt sich die Oberfläche in einen riesigen Schwamm, und
die Essenzen der Kräuter haben jetzt nicht nur durch die Atemwege erleichterten
Zugang zu den inneren Geweben. Die Herzfrequenz erhöht sich, die Gedanken sind
konzentriert auf die Vorgänge mit der Gruppe in der Dunkelheit, und wir sind den
Vibrationen im Inneren ausgesetzt, die sich unter anderem durch die Gedanken,
Worte und Gesänge manifestieren. In erster Linie wird gesprochen und meditiert,
gesungen und musiziert, je nach Temazcalero findet die eine oder andere von den
bereits erwähnten Therapieformen Anwendung. So wie er für die Leitung und
Steuerung der Temperatur verantwortlich ist, so auch für die Hilfe bei
emotionalen oder mentalen Ausbrüchen die der Einzelne erfahren kann.
Ein Temazcalli zu leiten, bedarf sehr viel und vielseitiger Erfahrung, nicht
unbedingt Wissen, was durch Universitäten, Seminare oder Bücher vermittelt wird.
Auch wenn bereits Universitäten in Mexiko Kurse anbieten, stehen diese noch
lange nicht im Vergleich zu einer handwerklichen Ausbildung als Assistent einer
Curandera oder Curandero (Heilerin / Heiler). Erfahrung aus erster Hand, ihm
oder ihr über Jahre zur Hand zu gehen, ist mehr als eine Anleitung, es ist die
erforderliche Unterweisung. Ein Temazcalli ist kein Spiel mit dem Feuer, es ist
sowohl ein bewusster wie auch verantwortungsvoller Umgang die Heilung der
Einheit des Menschen unter extremer Temperatur anzuleiten. Auf der pragmatischen
Seite steht die Wissenschaft, die ich persönlich mehr als Technologie betrachte,
da eine wahre Wissenschaft das Mysterium nicht ausschließen sollte. Das
Universum wartet mit so vielen Phänomenen auf, die für den menschlichen Verstand
einfach nicht fassbar sind. Wir sollten die Grenzen unserer Kapazität und
Fähigkeiten klar erkennen und nicht überbewerten. Und just dieser von uns seit
500 Jahren ausgeklammerte Teil, wie wir zu sagen pflegen, Geisterwelt, das
Unfassbare und das Mysterium, das, was keine Erklärungen hat und sich jeden
physiologischen und psychologischen Gesetzen widersetzt. Das sind die
Erfahrungen die im Temazcalli stets für Überraschungen sorgen, vielleicht Angst
erzeugen, weil sie sich unserem Wissen und unseren Erkenntnissen entziehen und
doch existent sind. Das was nicht unserer Realität entspricht oder besser gesagt
was außerhalb unserer Kontrolle und unserer bislang erlebten Erfahrungen liegt.
Jene Energie, die Teil von uns selbst ist, die wir den spirituellen Teil nennen,
die uns in Träumen über Wasser gehen lässt, aber auch der Teil in uns, der
Antrieb und Motor ist, Unsiedbahre Quelle von Eingebungen und Erkenntnissen,
Impuls und Temperament und unerklärbaren und emotionalen Heilprozessen. Einige
wenden ihren Blick ab, weil die reine Vorstellung vielleicht schon
schwindeleregend ist und für sie nur Fakten zählen, da hat man eben nur
geschwitzt. Während für sensible Personen, die Zugang zu dieser Welt haben, es
nicht unbedingt einfach ist mit dieser Gabe zu leben, und sich dankbar ihrem
Tränenfluss hingeben. Ein Temazcalero stet in diesen Momenten als stützende
Säule hilfreich zur Seite und motiviert die ganze Gruppe in positiver und
progressiver Form, um Stabilität zu erlangen und um selbstbewusst und
ausgeglichen im Leben voranzuschreiten.
Ich möchte Sie mit diesem Artikel nur heranführen an die Zauberwelt von Alice
oder Fritz im Wunderland. Und zurück in dem was wir für real halten, jeden von
uns daran zu erinnern, was passierte bei ihrem letzten Fieber, das sie als Kind
schwitzend ans Bett fesselte. Physiologisch eine Reaktion, die einen Erreger,
Viren oder eine Krankheit mit erhöhter Körpertemperatur bekämpfte, mental und
emotional ein sehr ermattender Prozess, in dem wir uns nur nach Ruhe und Schlaf
sehnen, der teilweise unserem spirituellen Teil auf visionäre Reisen sendete.
Diese Reisen oder Träume sind so einzigartig und individuell, wie jeder einzelne
von uns in seiner Realität und Wirklichkeit. Nichts anderes ist ein Temazcalli,
bewusstes Heranführen an die eigene Regenerierung und Heilung, das zu aktivieren,
was uns harmonisiert und vielleicht auch unseren persönlichen Horizont und
unsere Erfahrungen ein wenig erweitert. Dies war auch unseren weisen Ahnen
bekannt, und ich möchte all Ihnen meinen Dank aussprechen, dieses Wissen
weitergeleitet und erhalten zu haben, möchte meiner Meisterin der Curandera
Eloxochitl sowie all meinen Wegbegleitern und -bereitern in Mexiko, Peru und in
den USA sowie meinen Lehrern an der Uni Chapingo und Tlahui danken, insbesondere
tlazokamati Temazcaltoci. Und Ihnen herzlichen Dank für die Ihre Aufmerksamkeit
und die Zeit, die Sie diesen Zeilen widmeten.
Information und Veranstaltungskalender auf Anfrage bei tochtletl@yahoo.com.mx.
Persönliche Daten des Autor Tochtletl Uwe Jürgens:
Geboren 1963 in Norddeutschland und nach dem Abitur eine handwerkliche
Ausbildung zum Werbefotografen absolviert. Seit dem 27. Lebensjahr in
verschiedenen Orten der Welt gelebt und gearbeitet, unter anderem in Südafrika,
USA, Ecuador und Mexiko und mit Unterbrechungen auf den kanarischen Inseln.
Seit 1999 auf dem Pfad der traditionellen Medizin. Bin nach Mexiko gegangen und
wurde nach meiner Ausbildung, bei meiner mexikanischen Meisterin und Heilerin
Eloxochitl, so wie einem sozialen Jahr in der Gemeinde San Pablo Tecalco, in die
Arbeit um das Temazcalli eingeweiht. Ich erfuhr die Einweisung, die Ehre und die
Aufgabe zugleich mit meiner Namensgebung in Nahuatl als "Tochtletl“, was
literarisch übersetzt "Feuerkaninchen“ bedeutet, diese Arbeit in Europa
fortzusetzen. Seit 2006 habe ich mein Diplom als Temazcalero am Institut Tlahui
und der Krankenpflegerschule der freien Universität von Morelos gemacht so wie
Fachkurse an der freien Universität Chapingo in Mexiko besucht.
Seit Anfang des Jahres 2007 lebe und betreue ich Temazcallme auf Teneriffa, gebe
Informationskurse an Kulturzentren auf der Insel und leite auf Einladung
Temazcalme auf Lanzarote und in Barcelona.
(Temazcalli - singular / Temazcalme – plural)
TOCHTLETL en septiembre 2007.
Curso de Etnomedicina y Herbolaria Mexicana
Mexican Ethnomedicine and Herbalist Course
Cours d'ethnomédecine et phytothérapie mexicaine
Diplomado en Medicina Tradicional de México y sus Plantas Medicinales
Diplomado en Temazcalli de México
Diplomado en Acupuntura y Medicina Tradicional de China
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Tlahui Medic 25, 2007, desde 19 marzo, 2008
Consultadas a Tlahui desde el 6 de Marzo, 1996
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